Aktive ETFs: Die intelligente Alternative zu passiven Indexfonds?
In der Welt der Geldanlage gelten passive ETFs, die einen Marktindex wie den MSCI World einfach nachbilden, seit Jahren als das Maß aller Dinge. Sie sind günstig, transparent und haben sich als solide Basis für den langfristigen Vermögensaufbau bewährt. Doch was, wenn es eine Möglichkeit gäbe, nicht nur den Markt abzubilden, sondern ihn aktiv zu schlagen? Hier kommen aktive ETFs ins Spiel.
Im Gegensatz zu ihren passiven Pendants versucht ein aktiver ETF, durch gezielte Anlageentscheidungen eine Überrendite (Alpha) zu erzielen. Ein Fondsmanagement-Team analysiert kontinuierlich den Markt, wählt die vermeintlich besten Wertpapiere aus und passt das Portfolio dynamisch an. Klingt verlockend, oder? Doch dieser Ansatz hat seinen Preis – und birgt eigene Risiken.
Die Funktionsweise: Menschliche Expertise trifft auf ETF-Struktur
Ein aktiver ETF kombiniert das Beste aus zwei Welten: die Flexibilität und die Handelsvorteile eines ETFs mit der Expertise eines aktiven Fondsmanagements. Während ein passiver ETF stur seinem Index folgt, kann ein aktiver ETF flexibel auf Marktveränderungen reagieren. Das Management kann beispielsweise:
- Übergewichten: Vielversprechende Aktien oder Sektoren stärker gewichten.
- Untergewichten: Aktien oder Branchen mit schlechten Aussichten reduzieren oder ganz verkaufen.
- Cash-Positionen aufbauen: In unsicheren Marktphasen einen Teil des Kapitals in Bargeld halten, um Verluste zu begrenzen.
Diese Flexibilität soll es ermöglichen, Marktabschwünge besser abzufedern und von besonderen Chancen zu profitieren. Eine interessante Option für Anleger, die mehr als nur die durchschnittliche Marktrendite anstreben.
Chancen und Risiken im Überblick
Wie bei jeder Geldanlage gibt es auch bei aktiven ETFs sowohl überzeugende Argumente dafür als auch wichtige Kritikpunkte.
Die Vorteile aktiver ETFs:
- Potenzial zur Outperformance: Der offensichtlichste Vorteil ist die Chance, eine höhere Rendite als der Vergleichsindex zu erzielen. Ein erfahrenes Management kann Marktineffizienzen ausnutzen und unterbewertete Perlen finden.
- Flexibles Risikomanagement: In turbulenten Börsenphasen kann das Management schnell reagieren, Risiken reduzieren und das Portfolio defensiver ausrichten. Dies kann zu geringeren Verlusten in Bärenmärkten führen.
- Zugang zu Nischenstrategien: Aktive ETFs ermöglichen Investitionen in spezielle Themen oder Anlagestile (z.B. Quality, Momentum, Value), die durch passive Produkte oft nur unzureichend abgebildet werden.
Die Nachteile und Risiken:
- Höhere Kosten: Die Expertise des Fondsmanagements ist nicht umsonst. Die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei aktiven ETFs oft zwischen 0,5 % und 1,0 % p.a. und damit deutlich über den Kosten passiver ETFs (oft unter 0,2 %). Diese Mehrkosten müssen erst einmal durch eine höhere Rendite verdient werden.
- Management-Risiko: Die Performance des ETFs hängt maßgeblich von den Entscheidungen des Managements ab. Fehlentscheidungen können zu einer Underperformance führen – im schlimmsten Fall schneidet der ETF schlechter ab als ein günstiger passiver ETF.
- Keine Garantie auf Erfolg: Studien zeigen immer wieder, dass es nur wenigen aktiven Managern gelingt, den Markt langfristig und nach Kosten zu schlagen. Die Jagd nach Alpha ist anspruchsvoll und selten erfolgreich.
Aktive ETFs vs. Robo-Advisor: Wo liegen die Unterschiede?
Auf den ersten Blick scheinen aktive ETFs und Robo-Advisors ähnlich zu sein, da beide eine Form der aktiven Vermögensverwaltung versprechen. Doch es gibt wesentliche Unterschiede:
- Anlagestrategie: Ein aktiver ETF konzentriert sich meist auf ein bestimmtes Marktsegment oder eine Anlagestrategie. Ein Robo-Advisor hingegen erstellt ein breit diversifiziertes Gesamtportfolio, das auf die individuelle Risikobereitschaft des Anlegers zugeschnitten ist.
- Automatisierung: Robo-Advisors automatisieren den gesamten Anlageprozess, inklusive Risikoprofiling und Rebalancing. Bei aktiven ETFs müssen Anleger selbst entscheiden, wie der ETF in ihre Gesamtstrategie passt.
- Kostenstruktur: Während bei aktiven ETFs nur die Produktkosten (TER) anfallen, erheben Robo-Advisors eine Servicegebühr, die sowohl die ETF-Kosten als auch die Verwaltung des Gesamtportfolios abdeckt. Mehr dazu finden Sie in unserem Vergleich der Robo-Advisor Gebühren.
Ein Robo-Advisor ist daher eher eine Komplettlösung für den gesamten Vermögensaufbau, während ein aktiver ETF ein einzelner Baustein sein kann, um ein bestehendes Portfolio zu ergänzen.
Fazit: Für wen lohnen sich aktive ETFs?
Aktive ETFs sind kein Allheilmittel, aber sie können für bestimmte Anlegertypen eine sinnvolle Ergänzung sein. Sie eignen sich vor allem für informierte Investoren, die:
- eine klare Meinung zu bestimmten Märkten oder Strategien haben,
- bereit sind, für potenziell höhere Renditen auch höhere Gebühren und Risiken in Kauf zu nehmen,
- und die Performance ihres Investments aktiv verfolgen und bewerten können.
Für Einsteiger, die einen unkomplizierten und kostengünstigen Weg in den Kapitalmarkt suchen, bleibt ein breit gestreuter, passiver ETF oder ein ETF-Sparplan über einen Robo-Advisor oft die bessere Wahl. Die Sicherheit und Performance solcher passiven Strategien sind gut dokumentiert und erfordern weniger eigenes Research.
Letztendlich hängt die Entscheidung davon ab, ob Sie an die Fähigkeit eines Managements glauben, den Markt nachhaltig zu übertreffen – und bereit sind, dafür zu bezahlen.